Meister, Fahrrad mit Hilfsmotor, Baujahr: 1936, Motor: 1-Zylinder 2-Takter, Getriebe: Max. km/h: 50 km/h




Bielefeld? Bielefeld gibt es doch gar nicht. Alter Falter, ernsthaft? Bielefeld ist bestimmt kein Phänomen. Ganz bestimmt nicht. Was macht dich da so sicher? Ganz einfach, bereits eingangs werden zwei Fabrikate aus Bielefeld erwähnt. Und die Liste ist noch viel länger. Dürkopp, Adler, Mammut, Rixe, Göricke, Miele und ein gewisser Apotheker, besser bekannt als Dr. Oetker. Alle samt Marken aus Bielefeld. Unser Kalendermotiv ist zwar keine Backmischung, trotzdem steckt eine Menge Zulieferung im Rahmen des eigentlichen Fahrrads. Interessanterweise sind aber bei vielen Fahrradherstellern der damaligen Zeit aus der Region die gleichen Zulieferer am Werk. Man spricht sogar vom „Bielefelder Fahrrad“, was eine gewisse Fertigungstiefe erkennen lässt. Der Motor stammt aber von ILO, was nicht verwundert, denn das Konzept der Konfektionierung war auch damals bereits weit verbreitet und bescherte der Region eine Menge Arbeitsplätze und prosperierenden Wohlstand. Einige Hersteller wagten sich später auch an Motorräder oder sogar Autos, wie z.B. Adler. Die Meister Werke entstanden 1921 als Meister Fahrradwerke GmbH. Ein Jahr später widmete man sich unter dem Ingenieur Grewe bereits dem Motorradbau. Ab 1936 hießen sie Meister Fahrrad-Werke-Erhard Doppelt. Nach weiteren Umbenennungen kam 1957 das Aus. Der Grund aber für die hohe Konzentration an Herstellern in und um Bielefeld liegt an der Wirtschaftsgeschichte der Stadt. Bielefeld hatte die Leinenweberei als Kernkompetenz aus der sich eine blühende Industrie im Bereich der Näherei entwickelte. Feinmechanik war also kein Fremdwort und die daraus resultierende Folge eben eine große Anzahl kleiner Hersteller, die Anfang des 20. Jh. sich im Fahrzeugbau versuchten und erfolgreich waren.
Das Aus für die Meister-Fahrrad-Werke erlebte unsere kleine Schönheit nicht aktiv mit, wurde sie doch bereits 1946/47 im Kartoffelkeller versteckt. Dort wurde sie Anfang 2024 wieder entdeckt. Die Überführung nach Ostfriesland erfolgte im Mai. Nach einer gründlichen Durchsicht, neuen Ventilen in den alten Schläuchen, ein wenig Sprit und zwei, drei beherzten Tritten später lief sie wieder. Den ersten großen Auftritt absolvierte sie im August auf unserem Jubiläum. Dort holte sie sich sogar den Publikumspreis bei den Zweirädern ab. Einfach meisterhaft.