August 2024

Lanz Bulldog D7506
(Baujahr: 1948, Motor: 1-Zylinder-2-Takt-Mitteldruck-Glühkopfmotor, 4733 ccm, 25 PS, Getriebe: 3-Gang-Getriebe mit zwei Gruppen)

„Man reiche mir bitte ein kleines Tuch aus Zellstoff. Ein was? Ein Tempo. Warum? Ich habe etwas von der fermentierten Gewürzsoße auf Sojabasis verschüttet. Du hast was gemacht? Oh jasses, gib mir mal ein Tempo-Taschentuch, ich habe Maggi verschüttet.“ Vielleicht ahnt die geneigte Leserschaft bereits, auf welchen Sachverhalt der Autor abzielt? Genau, wenn aus dem Produktnamen ein Synonym für die eigene Gattung wird. Ein weiteres Beispiel sieht man an unserem Kalendermodell. Eigentlich handelt sich nur um eine landwirtschaftliche Zugmaschine, aber wenn man die Verkaufsbezeichnung ins Spiel bringt, weiß jeder Bescheid. Interessanterweise gestaltet es sich dabei so, dass im südlichen Teil unserer Republik schlichtweg alles an landwirtschaftlichen Zugmaschinen als Bulldog bezeichnet wird. Ganz gleich von welchem Hersteller. Es könnte an der weiten Verbreitung dieser Maschinen liegen, daran, dass die Heinrich Lanz AG einer der größten Traktorenhersteller war oder eben die ungebrochene Popularität? Unser Fotomodell ist Baujahr 1948 und damit in einer Zeit entstanden, in denen in den Trümmern der Mannheimer Fabrik die Produktion gerade wieder angelaufen war. 1956 sollte damit Schluss sein, als die Süddeutsche Bank 51% der Aktienanteile an die Firma John Deere verkaufte. Die letzten Entwicklungen in Sachen Bulldog wurden ab da bereits in der neuen Farbgebung grün-gelb und als John-Deere-Lanz vermarktet. Unser Lanz hat einen Mitteldruckmotor und steht damit technisch zwischen den älteren Glühkopfmotoren und den späteren Dieselmotoren. Die Zylinderbohrung beträgt 170 mm und der Kolbenhub 210 mm. Er kommt damit auf einen Hubraum von 4733ccm und entwickelt 25 PS Leistung bei einer normalen Drehzahl von 850 U/ min. Der Motor besitzt keine Ventile und auch keinen Vergaser, dafür aber eine Wasserumlauf-Kühlung mit 26 Litern Volumen. Die Zentral-Preßöl-Schmierung verhindert dabei einen „Kolbenfresser“.
Unser Clubmitglied hat den Lanz Bulldog 1992 in der Nähe von Bremen erworben und ihn nur technisch durchgesehen. Der Bulldog ist nicht restauriert bis heute. Welches Lackkleid er einstmals getragen hat? Gar keines. Der Bulldog wurde ab Werk nur mit Rostschutz an den Erstbesitzer ausgeliefert, lackiert im eigentlichen Sinne war er nie. Wohlmöglich aus Kostengründen. Er besitzt eine elektrische Anlage und eine Beleuchtungseinrichtung, allerdings läuft diese nur auf 6 Volt, was ein wenig funzelig sein kann bei Nachtfahrten.