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Unser KLASSIKER des MONATS 

HERCULES Typ 313
(1953, Fichtel & Sachs; 1_Zylinder, 2-Takt, 147ccm, 6,5 PS, 4-Gang, Fußschaltung, 85 km/h)


Nichts, nichts Besonderes. Gar nichts? Nein. Genau das macht sie so besonders. Und das ist unser Knackpunkt. Warum? Nun weil sie eben zu jener Sorte Motorräder gehört, die damals als Motorräder verstanden wurden und mit denen die Deutschen wieder auf die Beine kamen in der Zeit des sog. „Wirtschaftswunders“. Verstehe. Per Definition ist ein Motorrad eben ein einspuriges motorisiertes Kraftrad, und das ist die Hercules Typ 313 zweifelsohne. Also geht es hierbei auch um die zeitliche Einordnung? Auf jeden Fall. Der Motor stammt von Fichtel und Sachs aus Schweinfurt und die Motoren dieses Herstellers wurden von Anfang an in Hercules-Rahmen eingebaut. Der Motor ist ein 147 ccm großer Zweitakter, der mit 57 x 58 mm (Bohrung/ Hub) ein nahezu quadratisches Bohrungsverhältnis aufweist. Er erzeugt damit eine Leistung von rund 6,5 PS unter Zuhilfenahme eines 18 mm großen Vergasers. Das reichte für eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/ h. Ein flüssiges Mitschwimmen im damaligen Verkehr war damit problemlos möglich.
Der Firmengründer Carl Marschütz gründete bereits 1886 die Velozipedfabrik in Nürnberg. Ab 1887 firmierte er zusammen mit seinem Bruder unter dem Namen Nürnberger Velozipedfabrik Hercules. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Firmeninhaber enteignet und der Betrieb arisiert. Carl Marschütz starb 1956 in Los Angeles. Die Luftangriffe auf Nürnberg und somit auch auf das Werk und die anschließende Demontage durch die Amerikaner machten den Neustart schwierig, aber eben nicht unmöglich. Ab 1946 versuchte man sich wieder als Fahrradhersteller, neuer Eigentümer war nun die Dresdner Bank. 1949 stieg man sogar wieder in die Motorradproduktion ein. Das Angebot an „großvolumigen“ Motorrädern war in Deutschland überschaubar und damit war die Typ 313 eine ernstzunehmende Konkurrentin für Adler, NSU und DKW in der Nachkriegszeit. Die Entwicklung im Motorradbereich in Deutschland und Europa nahm Fahrt auf und führte in der Folge zu einem harten Verdrängungswettbewerb, den das Auto als komfortable Alternative für sich entscheiden konnte. 1958 war übrigens Fichtel und Sachs der Inhaber von Hercules, was aus Diskretionsgründen aber bis 1962 verschwiegen wurde. Schließlich wollte man auch weiterhin die Motoren an andere Hersteller verkaufen.
So wurde es ruhig um die hier gezeigte Hercules. Sie tat brav ihren Dienst, aber irgendwann wurde sie abgestellt, eingelagert und vergessen, bis sie 2018 aus ihren Dekaden des Dornröschenschlafs wachgeküsst wurde. Es war kein Prinz, aber ein großer Fan, der sich in den unrestaurierten Originalzustand verliebte und sie auch in eben jenem belassen möchte. Gut konserviert, selbstverständlich. Der Motor wird revidiert, das ist Ehrensache. Genau wie die neuen Reifen, die sie noch bekommen wird. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Gute Fahrt!

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